Architektur als Ressource: die Potentiale des Bestandes

Architektur als Ressource: die Potentiale des Bestandes

Vernichten oder Erhalten? Prof. Muck Petzet folgt Einladung des Architekturforum Miesbacher Kreis ins Holzkirchner Fools-Theater und hält eindrucksvolles Plädoyer für mehr echte Nachhaltigkeit beim Bauen.

In Zeiten der Energie- und Rohstoffkrise hätten Referent und Thema nicht besser gewählt sein können: Zum Auftakt der diesjährigen Vortragsreihe hat das Architekturforum Miesbacher Kreis den renommierten Architekten Prof. Muck Petzet nach Holzkirchen ins Fools-Theater eingeladen. Petzet ist preisgekrönter Architekt – und Streiter für einen bewussten Umgang mit Ressourcen beim Bauen. “Reduce, Reuse, Recycle”: Unter diesem Paradigma plant und realisiert Muck Petzet seit vielen Jahren Projekte in seinen Büros in München und Berlin, hält seit 2014 eine Professur in der Schweiz und tritt in Vorträgen und Publikationen für echte Nachhaltigkeit im Umgang mit dem Baubestand ein.

So kurzweilig wie eindrucksvoll führte Petzet den etwa 50 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern vor Augen, dass das Bauen immer mit einem sehr hohen Energieaufwand verbunden sei – und warb für ein gemeinsames Umdenken beim Umgang mit Ressourcen.
Alles stets neu machen zu wollen, passe endgültig nicht mehr in die Zeit, so Petzet. Priorität müsse wieder werden, mit dem Bestand bestmöglich umzugehen: “Je länger etwas genutzt wird, desto weniger schädlich ist es.”

Allein der Erhalt des Rohbaus spare über 50% der sog. “Grauen Energie”, die im Bestandsgebäude gebunden ist und somit nicht durch Abbruch und Neubau vernichtet und in der Folge neu aufgewendet werden muss – zu wohlgemerkt mittlerweile deutlich höheren Rohstoff, Energie- und Transportkosten.
“Die Weiternutzung von Bauten sollte wo immer möglich zum Standard werden und dabei gelten, dass der geringste Eingriff immer die beste Lösung darstellt”, bringt es Petzet auf den Punkt.

Damit Nachhaltigkeit kein Lippenbekenntnis bleibe, brauche es klare Forderungen für einen Bewusstseinswandel bei Bauherrschaften, Planern und Behörden: Baurecht müsse grundsätzlich in “Umbaurecht” geändert werden und damit neue Standards etablieren, Abbruch dürfe keine Option mehr sein “und es müsse zum allgemeinen Konsens reifen, dass aus allem Bestand etwas zu machen sei.”

Forumsvorstand Werner Pawlovsky zeigte sich begeistert vom Referat: “Ein Fachmann, der nicht nur weiß, worüber er spricht, sondern mit seinen eigenen Projekten mehrfach den Beweis angetreten hat, dass es auch anders geht – nämlich nachhaltiger. Es ist an der Zeit, dass dieses Thema auch bei uns im Landkreis Miesbach auf den Tisch kommt.