Gelassenheit als Geisteshaltung

Gelassenheit als Geisteshaltung

Im Rahmen des Schlierseer Kulturherbstes 2022 reflektiert der österreichische Architekt Markus Innauer den Weg zu guter Gestaltung und den Wert einer gelassenen Geisteshaltung beim Bauen.

“Architektur ist die unausweichlichste aller Künste, die Kultur, die uns jeden Tag umgibt” – so leitete Johannes Wegmann, selbst Architekt und Mitinitiator des Schlierseer Kulturherbstes den Abend im vollbesetzten Saal des Schlierseer Heimatmuseums ein. Einen Abend, der ganz der Architektur gewidmet sein sollte – und für den das Architekturforum Miesbacher Kreis e.V. als Referenten den jungen Architekten Markus Innauer aus dem Bregenzerwald gewinnen konnte. Das Büro Innauer Matt darf getrost zu den Shooting Stars der Planungsbüros im deutschsprachigen Raum gezählt werden – wenngleich dem teils von weither angereisten Publikum schnell klar wurde, dass man es an diesem Abend mit einem gänzlich allürenfreien und sehr sympathischen Fachmann zu tun hatte.

Sachverständig und unterhaltsam nahm Innauer seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf einen Streifzug durch die gesamte Bandbreite vielbeachteter Projekte der letzten zehn Jahre. Von einfühlsam in den voralpinen Kontext gesetzten Einfamilienhäusern über den Kunstraum Kassel als Reminiszenz an den visionären Baubestand der 1960er Jahre, von den Kontroversen um die neue Patscherkofelbahn bei Innsbruck bis hin zum rustikalen Entscheidungsfindungsprozess für eine genossenschaftliche Almkapelle.

Architektur brauche Regeln, Konzepte und Rückgrat, so Innauer, aber manchmal sei man am Ende zum besten Ergebnis gelangt, weil die Augenhöhe zwischen Planern, der Handwerker- und Bauherrschaft gepflegt wurde, weil Gelassenheit und Argumente wichtiger waren als falscher Stolz und allzu gußeiserne Standpunkte.   

In seinem Schlussstatement zeigte sich der ebenfalls anwesende Kreisbaumeister Christian Boiger begeistert vom Sachverstand und der unprätentiösen Geisteshaltung des jungen Architekten: “Wenn ich, wenn wir hier alle etwas mitnehmen sollten, ist es der Imperativ der Gelassenheit”, so Boiger. “Auch wenn das Bauen, der Traum vom eigenen Haus manchmal die Emotionen strapaziert, sollten alle Beteiligten nicht verlernen, offen zu bleiben für die Vorschläge der anderen, die manchmal einfach etwas besser sind – und auch mal sagen können ‘ja, du hast Recht.’”

Forumsvorstand Werner Pawlovsky zeigte sich dankbar, einmal mehr einen herausragenden Referenten für das Forum gewonnen zu haben – und überreichte Markus Innauer zum Abschluss eines der letzten Exemplare der bereits weitgehend vergriffenen Monografie “Gut gebaut – Häuser im Landkreis Miesbach”, zu der man laut Pawlovksy bereits über eine Fortsetzung nachdenke.