„Einfach (um)bauen“:  Vortrag von Prof. Florian Nagler im Pfarrzentrum Egern

„Einfach (um)bauen“:  Vortrag von Prof. Florian Nagler im Pfarrzentrum Egern

Prof. Florian Nagler, frisch ausgezeichnet mit dem BDA-Preis Bayern, stellte auf Einladung des Architekturforums im Egerner Pfarrsaal seine Ideen zum einfachen und nachhaltigen Bauen vor.

Nachhaltiges Bauen – ein viel bemühter Imperativ unserer Zeit. Wie das aber in der Praxis genau geht, illustrierte Professor Florian Nagler, renommierter Experte für Holzbau an der TU München und frisch ausgezeichneter BDA-Preisträger, bei einem so sachverständigen wie inspirierenden Vortrag im Pfarrzentrum Egern.

Eingeladen vom Architekturforum Miesbacher Kreis vermittelte Prof. Nagler vor etwa 50 interessierten Zuhörern im voll besetzten Pfarrsaal fundierte Einblicke rund um die Potenziale nachhaltiger Materialien und ressourcenschonender Bauweisen –  reich bebildert mit Eindrücken von eigenen Forschungs- und Wohnbauprojekten der letzten Jahre.

„Ich musste damals die Wartezeit auf einen Studienplatz mit einer Zimmererlehre überbrücken“, so der gebürtige Thanninger (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen). „Wenn ein Stadel abgebrochen wurde, hat man geschaut, welche Konstruktionshölzer noch gut waren – und hat sie beim Neubau wieder verwendet.“

Dieser Geist eines vernünftigen Umgangs mit Ressourcen und Energie sei ihm erhalten geblieben, so der preisgekrönte Architekt mit Büro in Pasing – daher verschrieb er sich und seine Arbeit mehr und mehr dem Primat der Notwendigkeit, das Bauen zu vereinfachen. 

Er kritisiert die hohen Ziele im Bauwesen, die oft mit einem gigantischen Einsatz von Haustechnik verbunden sind, was am Ende viele Beteiligte überfordert. Oft erfülle die Technik nicht die Erwartungen, besonders in Bezug auf den hohen Energie- und Stromverbrauch von modernen Gebäuden mit Lüftungsanlagen und Energierückgewinnung.

Christian Köck, Bürgermeister von Rottach-Egern, Forumsvorstand Werner Pawlovsky, Prof. Nagler sowie Lucia Holzer und Carolin Mayer-Nowak vom Vorstand des Architekturforums.

Ein zentraler Punkt des Vortrags war die Verwendung nachhaltiger Materialien wie Massivholz, unbewehrtem Leichtbeton und Ziegel, um eine Sortenreinheit der Häuser zu gewährleisten. Exakte Messdaten von Energieverbrauch und klimatischen Eigenschaften lieferte er selbstverständlich dem Publikum gleich mit.

Prof. Nagler hob anhand seiner Projekthistorie hervor, dass über die Gunst der öffentlichen Hand hinaus vor allem das beherzte Engagement privater Bauträger entscheidend sei für die Etablierung zukunftsfähiger und sinnvoller Bauten – und führe das Beispiel von B&O in Bad Aibling an, wo visionäre Wohnprojekte rasch realisiert, neuen Bewohnern übergeben und laufend ausgewertet werden konnten. 

Er stellte sein Manifest für nachhaltiges Bauen vor, das den verantwortungsvollen Umgang mit Flächenverbrauch und die Nutzung des bestehenden Gebäudebestands als wertvolle Ressourcen thematisiert. Ein wichtiges Ziel ist es, Materialien zu verwenden, die möglichst wenig graue Energie verbrauchen, um Häuser mit einem niedrigen Energieverbrauch zu errichten. Diese sollten robust, langlebig und ästhetisch ansprechend sein – „Bauen, was man braucht“, fasste Nagler die Essenz zusammen. 

Auch ging er auf die Thematik der energetischen Sanierung ein und lieferte eine unideologische Faktenlage, in welchem Zeitraum man von einer echten ökologischen und wirtschaftlichen Amortisation sprechen könne – und wann nicht. 

Mit einem klaren Fokus auf alternative Baumethoden und entsprechende Erfahrungswerte, etwa zu Holz-Lehm-Hybriden, rundete Prof. Nagler seinen Vortrag ab – und animierte die Zuhörer zu einem offenen Austausch über die Herausforderungen und Möglichkeiten zum „einfachen (um)bauen“.  

Bei einer vom Architekturforum spendierten Stärkung aus Bier und Brezn, entspann sich eine ausgiebige Diskussion über die Relevanz des Themas – vor allem zur oft wenig einfachen und nachhaltigen Baupraxis in unserem wohlhabenden Landkreis, aber auch über behördliche Hürden auf dem Weg zu einer neuen Sicht aufs Bauen und Wohnen. 

Forumsvorstand Werner Pawlovsky zeigte sich in seiner Abmoderation dankbar über die in diesen Zeiten wertvollen und vor allem fachlich ausnehmend fundierten Denkanstöße von Professor Nagler – und darüber, dass die Vorträge des Architekturforums auf nach wie vor großes Publikumsinteresse stoßen.